Kurzbericht über den Vortrag
von Andreas Hergovich
"Die Rolle des Zufalls in der Parapsychologie"
Dieser zweite Vortrag zum Schwerpunktthema "Zufall" war ganz anders (und viel abstrakter) angelegt als die Ausführungen von Ernst Senkowski drei Wochen zuvor (und auch anders als Robert Pucher vor zwei Jahren), wodurch das Thema wiederum eine ganz neue Beleuchtung erfahren hat.Unser Referent hat seine Darstellung in vier Hauptpunkte gegliedert,
Phänomenologische Betrachtung des Zufalls
Zufallskonzepte
Die Bedeutung des Zufalls in der parapsychologischen Forschung
Fehler bei der Einschätzung des Zufalls
gefolgt von einem Resümee. Die Auseinandersetzung mit C. G. Jung, insbesondere aber der letzte Punkt der Einschätzungsfehler, wozu der Referent auch eine empirische Arbeit vorgelegt hat, haben kritisches Denken eingebracht.
Leider gab es eine Inkompatibilität zwischen dem Notebook des Referenten und dem VGA-Beamer im Hörsaal, wodurch die Projektion der vorbereiteten Präsentation unterbleiben mußte - bedauerlich angesichts der Tatsache, daß zwei Folien graphische Darstellungen enthielten. Freundlicherweise hat er uns jedoch seine Präsentation zur Darstellung auf dieser Seite zur Verfügung gestellt, die ich aus naheliegenden technischen Gründen in HTML umgesetzt habe.
Die Diskussion
hat ganz unterschiedliche Aspekte angeschnitten, zunächst ging es um die Relevanz der Philosophie Kants, insbesondere seiner kritischen Werke, für die heutige Zeit. In diesem Zusammenhang habe ich auf seine sonst wenig bekannten "Vorlesungen über Psychologie", herausgegeben von Poelitz (eigentlich eine Vorlesungsmitschrift), hingewiesen. Sodann habe ich in Bezug auf die definitionsgemäß akausale Jung'sche Synchronizität auf die philosophischen Schwierigkeiten des Kausalprinzips hingewiesen, das nämlich eine befriedigende Lösung des Induktionsprinzips voraussetzt.
Eine Teilnehmerin hat einen sehr interessanten (weil gefühlsmäßig äußert unwahrscheinlichen) Fall einer Begegnung im Ausland aus dem persönlichen Erleben geschildert, und darauf hin kam wieder das vielleicht wichtigste Thema auf's Tapet, nämlich die Einschätzung und subjektive Bewertung des Zufalls.
Soweit es sich nicht bloß um die Einstellung zum Zufall, sondern um die Einstellung zur Parapsychologie handelt, liebt es der Referent, welcher von der Sozialpsychologie herkommt, vom "Glauben an Psi" zu sprechen, was zwar ein griffiger Titel für das von ihm publizierte Buch ist, meines Erachtens aber in doppelter Hinsicht unangebracht erscheint: erstens läßt die Dichotomie von Psi-Gläubigen und Psi-Skeptikern (semantisch) keinen Raum für diejenigen, welche sich rational-kritisch mit Psi auseinandersetzen und zweitens bedeutet das Wort "Glauben" in diesem Kontext einen Pejorativ.
Literaturhinweise :
A. Hergovich:
Der Glaube an Psi. Die Psychologie paranormaler Erscheinungen.
Broschiert/glanzfolienkaschiert, 242 S., zahlreiche Abbildungen sowie Tabellen.
Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, 2001.
ISBN: 3456836430
€ 25.46 (sFr 44.80)![]()
Immanuel Kant's Vorlesungen über Psychologie.
Mit einer Einleitung "Kants mystische Weltanschauung".
herausgegeben von Dr. Carl du Prel.
Verlag Ernst Günther, Leipzig, 1889.
(Nachdruck: OLn, 158 Seiten.
Rudolf Fischer Verlag, Pforzheim, 1964)![]()
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