Kurzbericht über meinen eigenen Vortrag
"Kaleidoskop der Parapsychologie -
Bericht über die 45. Jahrestagung der 'Parapsychological Association'
(August 2002 in PARIS)"Gleichzeitig Festvortrag anläßlich des 75-jährigen Jubiläums der Gründung unserer Gesellschaft
Am 2. Dezember 1927 ist in Wien die "Österreichische Gesellschaft für Psychische Forschung" gegründet worden, nach dem Vorbild der Londoner "Society for Psychical Research" (SPR) von 1882. In einem festlichen Vortrag am 2. Dezember 2002, dem exakten Jahrestag der Gründung, habe ich im blumengeschmückten Hörsaal dieses Jubiläums unserer nunmehrigen "Österreichische Gesellschaft für Parapsychologie und Grenzbereiche der Wissenschaften" gedacht.In seinen einleitenden Worten am Beginn der Veranstaltung hat der Präsident unserer Gesellschaft, Prof. Manfred KREMSER, eine Grußbotschaft von Prof. Giselher GUTTMANN, dem langjährigen Vorstand des Instituts für Psychologie der Universität Wien, der leider wegen Auslandsverpflichtungen selbst nicht anwesend sein hat können, übermittelt. In meinem anschließenden Vortrag habe ich einen Rückblick auf die Gründung der Gesellschaft mit einer breiten Darstellung der Parapsychologie der Gegenwart und schließlich einem Ausblick auf die Zukunft verbunden.
Die gegenwärtigen Trends der Parapsychologie habe ich im Form eines zusammenfassenden Berichts über die heurige Jahrestagung der "Parapsychological Association" (PA), die im August in Paris stattgefunden hat, dargestellt; die PA ist die internationale Berufsorganisation der wissenschaftlich tätigen Parapsychologen, die seit 45 Jahren besteht und weltweit ca. 300 Mitglieder, davon ca. 100 "full members" umfaßt, wobei ich selbst das einzige österreichische Mitglied in dieser Organisation bin. Jährlich hält die PA einen internationalen Kongreß ab, alternierend am amerikanischen Kontinent bzw. in Europa - 2002 war eben die Metropole an der Seine der Veranstaltungsort des vier Tage währenden Kongresses, wobei das altehrwürdige "Institut Métapsychique International" (IMI) unter seinem Präsidenten Mario VARVOGLIS, der heuer gleichzeitig der turnusmäßige Präsident der PA ist, die Rolle des Gastgebers übernommen hat.
Ich habe - in chronologischer Reihenfolge - mit dem Rückblick begonnen:
Die Gründung der "Österreichischen Gesellschaft für Psychische Forschung" (1927)
Die eigentliche Gründerin - und in der Folge auf Jahrzehnte hinaus die "Seele der Gesellschaft" - war Zoë, (Gräfin) WASSILKO-SERECKI, die sich in den Jahren unmittelbar vor der Gründung durch die Erforschung eines Falles von "personengebundenem Spuk" sehr profiliert hat (heute bevorzugt man "RSPK" = Recurrent Spontaneous Psychokinesis = wiederholte spontane Psychokinese, um das "anrüchige" Wort "Spuk" zu vermeiden). Im Herbst 1927 hat die Gräfin über diesen Fall, dessen Fokusperson das rumänische Bauernkind Eleonore ZUGUN gewesen ist, auf dem III. Internationalen Kongreß für Psychische Forschung an der Sorbonne in Paris berichtet - jawohl, schon damals war die Parapsychologie international organisiert und es hat regelmäßige Kongresse gegeben, wobei der heurige Kongreß der PA in gewisser Weise ein Echo bzw. ein Jubiläum des Kongresses von 1927 dargestellt hat. Das damalige internationale Auftreten der österreichischen Parapsychologie in Paris hat den Boden dafür geebnet, daß dann am 2. Dezember desselben Jahres endlich (d.h., nach mehreren früheren vergeblichen Anläufen) auch in Wien eine wissenschaftliche Gesellschaft gegründet werden konnte, die sich ausschließlich dem Studium der parapsychologischen Phänomene widmet, eben die damalige "Österreichische Gesellschaft für Psychische Forschung", die später (1971) auf "Österreichische Gesellschaft für Parapsychologie" umbenannt wurde, wobei dann 2000 als eine weitere Namensänderung der Zusatz "und Grenzbereiche der Wissenschaften" hinzugefügt worden ist, um eine Öffnung in Richtung auf "Anomalistik" zu signalisieren. Obwohl die Gesellschaft direkt aus dem ZUGUN-Studienkreis hervorgegangen ist, gibt es noch eine weitere Entwicklungslinie: schon 1924 hat der damalige Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Prof. WETTSTEIN, angeregt, daß sich ein Physiker mit den in Rede stehenden Phänomenen beschäftigen möge, und so hat Prof. Hans THIRRING begonnen, mit einer Reihe von sogenannten "physikalischen Medien" zu experimentieren, Sitzungen, an denen damals schon auch Gräfin WASSILKO teilgenommen hat. Daher war es auch nur folgerichtig, daß Prof. THIRRING bei der Gründungsversammlung der Gesellschaft, die im heute nicht mehr bestehenden Café Kolonnaden stattgefunden hat, zum Präsidenten gewählt worden ist, ein Amt, das damals (nach dem Vorbild der SPR) in einer jährlichen Rotation neu vergeben worden ist. Ohne hier eine vollständige Geschichte der Gesellschaft schreiben zu wollen, sei noch darauf hingewiesen, daß sie sich nach dem Anschluß Österreichs an Hitlerdeutschland selbst aufgelöst hat und dann nach Kriegsende wieder neu gegründet worden ist, und daß sie kurz nach der Wiederbegründung ein Mitglied des damaligen Notrings der wissenschaftlichen Vereinigungen geworden ist, des heutigen Verbandes der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs (VWGÖ), dem sie heute noch unverändert angehört.
Der Hauptteil meines Festvortrages war, wie erwähnt, einem Bericht über den heurigen Kongreß in Paris gewidmet:
Die heutige Parapsychologie im Spiegel der 45. Jahrestagung der Parapsychological Association
Aus den fast 50 Vorträgen und Symposien, die vor rund 100 Hörern gehalten worden sind, mußte ich für mein Referat natürlich eine (notwendigerweise irgendwie subjektive) Auswahl treffen, wobei ich - durchaus repräsentativ - zwei experimentelle Arbeiten, eine Feldstudie, eine exploratorische Studie, welches methodisches Neuland betritt, einen Vortrag zur Theoriebildung in der Parapsychologie sowie - dem Anlaß zweier Jubiläen, der Pariser Kongresse und der Österreichischen Gesellschaft entsprechend - historisches Material ausgewählt habe.
Bob BOURGEOIS (USA), ein Mitarbeiter des Rhine Research Center (RRC), hat eine Studie vorgestellt, die Hellsehen bei Kindern zum Gegenstand hatte - kindgemäß aufbereitet, in ein Computerspiel verpackt, das eine Story zum Gegenstand hatte, z.B. Tiere seien aus einem Zoo entwichen und ihr Aufenthaltsort müßte jetzt auf der Eingabemaske dieses Spiels lokalisiert werden, während natürlich im Hintergrund ein Zufallsgenerator die Zielobjekte bestimmt. Man würde vielleicht intuitiv annehmen, daß Mädchen dabei besser als Buben, jüngere Kinder besser als ältere abschneiden. Die Ergebnisse haben jedoch, ohne daß das Gesamtresultat signifikant war, etwas anderes gezeigt: nämlich keinen Unterschied zwischen diesen Gruppen - man muß also mit derartigen intuitiven Aussagen zur Sensitivität sehr vorsichtig sein. Weiters stand dabei die Frage zur Diskussion, wie weit (angesichts der bei Kindern beliebten animierten Computerspiele) die sehr schlichte Eingabemaske auf die Versuchspersonen überhaupt motivierend gewirkt hat.
René PEOC'H (F) hat seine Arbeiten mit Robotern vorgestellt: kleine Geräte, die sich auf Rädern auf der mit einem Bogen Packpapier belegten Tischoberfläche zufallsgemäß bewegen, indem nach festgesetzten Zeitintervallen der Zufallsgenerator eine Richtungsänderung veranlaßt. Ein an der Unterseite des Roboters angebrachter Schreibstift hält alle Bewegungen auf dem Papier fest. Bei einem unbeeinflußten Lauf des Roboters bedeckt diese Zeichnung der Bewegungslinien schließlich mehr oder minder gleichmäßig den ganzen Bogen. PEOC'H hat nun in zwei verschiedenen Versuchsanordnungen Psychokineseexperimente angestellt, mit menschlichen Probanden während des Schlafes, und mit Tieren (Hühnern bzw. Küken). Das Bild, das bei einem Schlafenden entsteht, zeigt, daß sich der Roboter überzufallsgemäß häufig in der diagonal entfernten Ecke aufhält, was PEOC'H so deutet, daß vermutlich das summende Geräusch störend wirkt und der Schläfer - unbewußt und psychokinetisch - den Roboter dazu veranlaßt, sich möglichst weit weg zu bewegen. Bei den Versuchen mit Hühnern liegt genau der gegenteilige Effekt vor. Wenn die Küken schlüpfen, ist das erste, was sie sehen, nicht die Henne, sondern der Roboter - es tritt also das auf, was Konrad LORENZ (auf den sich PEOC'H ausdrücklich in diesem Zusammenhang beruft) als "Prägung" bezeichnet hat. Wenn nun so ein Küken - oder auch im späteren Leben das herangewachsene Huhn - in einem Käfig eingesperrt ist und sich nicht selbst zum Roboter, den es als Muttertier ansieht, hinbewegen kann, so "versucht es", anthropomorph gesprochen, "den Roboter zu sich herzubewegen", jedenfalls ist die durch die Striche am Papier erzielte Schwärzung in der Nähe des Standorts des Käfigs bei weitem am größten. Wie auch immer diese Versuche zu deuten sind, sie lieferten Ergebnisse, die durchaus signifikant sind.
Ebenfalls teilweise signifikant, teilweise sogar hoch- und höchstsignifikant waren die Resultate eines Feldversuchs, die Serena RONEY-DOUGAL (GB) vorgestellt hat. Es ging dabei um die Beeinflussung von Samen von Häuptelsalat durch einen "Heiler", wobei die Parameter Gewicht und Resistenz gegen Schädlingsbefall gemessen worden sind. Dabei hat es sich bereits um die Replikation einer ähnlichen Studie gehandelt; beide waren methodisch sehr sorgfältig angelegt. Für eine paranormale Beeinflussung lebender Organismen, früher auch als Bio-PK bezeichnet, hat sich in den letzten Jahren der Terminus DMILS durchgesetzt (Direct [oder auch Distant] Mental Influence on Living Systems, direkte bzw. entfernte mentale Beeinflussung lebender Systeme).
Als letzte Experimentalarbeit habe ich eine Versuchsreihe von Dick BIERMAN (NL) referiert, die sich mit dem "Presentiment"-Effekt beschäftigt. Während man unter "Präkognition" das Vorausahnen oder -wissen (oder -träumen) zukünftiger Ereignisse versteht, bezieht sich "Presentiment" auf unbewußt ablaufende physiologische Reaktionen, die einem Ereignis - im Experiment der Darbietung eines schreckhaften oder eines emotional besetzten Bildes auf dem Computerbildschirm - vorausgehen, gleichsam eine Vorläuferwelle vor der eigentlichen Erregungswelle. Der neue methodische Ansatz von BIERMAN war es nun, während dieser Experimente Bilder des Gehirns der Versuchspersonen mittels funktioneller Magnetresonanz aufzunehmen, also das modernste bildgebende Verfahren, welches einen Blick in das Gehirn erlaubt, auf parapsychologische Fragestellungen anzuwenden. Freilich bleiben die Ergebnisse dieser durchaus pionierhaften Arbeit umstritten.
Im Rahmen der Diskussion zur Theorie der Parapsychologie habe ich mich auf Even Harris WALKER (USA) bezogen, der seit den Siebzigerjahren einer der Initiatoren der sogenannten "Observational Theories" (Beobachtertheorien) gewesen ist. Diese Theorien stehen auf der Basis der Quantenmechanik - als Schlagwort ist an "Schrödingers Katze" zu erinnern. WALKER geht aber darüber hinaus und liefert mit seiner modifizierten Schrödinger-Gleichung ein interessantes quantenmechanisches Modell nicht nur für das Auftreten paranormaler Phänomene, sondern für das Zustandekommen von Bewußtsein überhaupt.
Wie schon erwähnt, habe ich - dem Anlaß entsprechend - den historischen Aspekten besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Vordergrund standen dabei die Handformen des polnischen Mediums Franek KLUSKI, von denen das IMI eine große Sammlung besitzt und die in ihrer Kontroversialität die Diskussion um den physikalischen Mediumismus der Zwischenkriegszeit mit geprägt haben, sowie vor allem die Experimente, welche Eugène und Marcel OSTY am IMI in den Jahren 1930 und 1931 mit dem österreichischen Medium Rudi SCHNEIDER veranstaltet haben - wobei sich in diesem historischen Rückblick die Geschichte der österreichischen und der französischen Parapsychologie innig berühren. Im Gegensatz zu KLUSKI sind die diese Experimente mit Rudi SCHNEIDER nicht nur völlig unumstritten, sie sind auch niemals in der Literatur ernsthaft in Zweifel gezogen worden. Daher stellen sie sozusagen den festen Punkt dar, aus welchem man zwar nicht gleich die Welt aus den Angeln heben, aber den man doch als gesichertes Wissen betrachten und den man zu einem Eckpunkt der Theoriebildung machen kann. Das Besondere an diesen Experimenten war, daß - mittels selbstregistrierender Apparate - das Auftreten einer Kraft oder Substanz außerhalb der Körpergrenzen des Mediums festgestellt worden ist, die u. a. einen infraroten Lichtstrahl partiell absorbiert hat, wobei die Absorption eine Oszillation gezeigt hat, die mit der Atemfrequenz des Mediums korreliert war (Rudi SCHNEIDERs Trance hat sich durch eine extreme Hyperpnoë ausgezeichnet, eine enormen Steigerung der Atemfrequenz mit bis zu 240 Atemzügen pro Minute, wobei er diese Art der Atmung, die sich wie eine schnaufende Dampflok anhört, durch zwei bis drei Stunden aufrecht erhalten hat. Dazu habe ich auch zwei Hörproben vorgeführt; Links dazu befinden sich in meiner Präsentation, die allerdings durch die Integration vielen Originalmaterials der Pariser Referenten sehr groß [> 35 MB] geworden ist, sodaß im Falle einer langsamen Verbindung vor dem Aufruf der Dateien ausdrücklich gewarnt wird).
Jubiläen haben es an sich, daß man gerne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beleuchtet. So habe ich nach diesem Resümee der PA-Konferenz am Schluß auch den Ausblick in die Zukunft der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie eröffnet:
Die ÖGPP als Gastgeber der Jahrestagung 2004 der Parapsychological Association
Die Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie hatte sich schon zuvor darum beworben, einen PA-Kongreß in Wien zu organisieren, und zwar war das heurige Jahr - eben aufgrund des 75-jährigen Jubiläums - in Aussicht genommen gewesen. Jedoch hat für 2002 Paris das Rennen gemacht, da ja dort ebenfalls ein Jubiläum einen äußeren Anlaß geboten hat. Es war mir jedoch in Paris gelungen, die Festlegung zu erreichen, daß dieser für die Fachwelt höchst wichtige Kongreß bei der nächsten Gelegenheit in Wien abgehalten werden wird, und das ist - nachdem er 2003 wieder in den USA stattfinden wird - im Jahre 2004. Diese offizielle Zusage ist in der kleinen Welt der Parapsychologie ein ebenso großer Erfolg wie es etwa in der großen Welt die Veranstaltung von olympischen Spielen ist, und das bedeutet vor allem auch eine große internationale Anerkennung der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie und Grenzbereiche der Wissenschaften, die in diesem Jubiläumsjahr erfolgt ist.
Für den bevorstehenden Kongreß 2004, für den unsere Gesellschaft deutlich mehr Teilnehmer erwarten darf als es heuer in Paris gewesen sind, habe ich auch eine eigene Webpage eingerichtet: http://parapsychologie.ac.at/pa-2004/ (der Link öffnet ein neues Fenster).
Für den Aufruf der Powerpoint-Präsentation,
die das Anschauungsmaterial zu diesem Vortrag und die Links zu den Soundfiles enthält,
bitte auf das PPT- Icon klicken!
Achtung, es handelt sich um eine recht große Datei (ca. 35 MB),
deren Aufruf eigentlich nur für User mit Breitband-Anbindung
(ADSL oder Kabelmodem) zumutbar ist!
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