Kurzbericht über den Vortrag
von  Günther Fleck
              

Parapsychologische  Forschung

am  "KOESTLER CHAIR"

in  EDINBURGH:

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Der Referent hat seine Ausführungen damit eingeleitet, daß es sich um einen sehr persönlichen Bericht  über seine Eindrücke anläßlich eines kurzen Besuchs des KOESTLER-Lehrstuhls im Herbst 1999 handelt, den er als das führende europäische Institut auf unserem Gebiet bezeichnet. Ganz besonders hat er dabei die Herzlichkeit, mit der er als Gast aufgenommen worden ist, dankbar betont.

Eingang "7 George Square" (53 KB)

Gruppenaufnahme vor dem Eingang (54 KB)

Der Institutsvorstand, Prof. Robert MORRIS, mit Besucher Günther FLECK (35 KB)

Carlos ALVARADO, Nancy ZINGRONE und Bob MORRIS (37 KB)

FLECK, ZINGRONE, MORRIS (37 KB)

STEVENS, LAMONT, ALVARADO, ZINGRONE (35 KB)

Ganzfeld-Setting (30 KB)

Carlos ALVARADO (34 KB)

Biomagnetismus - ALVARADO, STEVENS (35 KB)

Biomagnetismus - ALVARADO, STEVENS (43 KB)

              
Alle Bilder:
© G. FLECK

         

Dieses persönliche Moment steht auch mit dem Interesse des Referenten an Fragen der Psychologie der Wissenschaft (darüber auch seine Vorlesung am Institut für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung der Univ. Wien) in Relation, da es ja immer Menschen  sind, die "Wissenschaft machen".  (In diesem Zusammenhang wurde u. a. auf die bekannte Problematik des Eingehens des Experimentators in das Resultat seines Experiments hingewiesen.) So sind zunächst auch einige der am KOESTLER-Chair tätigen Menschen vorgestellt worden, was eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Besuchs bedeutet*:

Prof. Robert MORRIS, der Institutsleiter
Deborah D
ELANOY
Carlos S.
ALVARADO
Nancy L.
ZINGRONE
Paul S
TEVENS
Peter L
AMONT
u. a.

*) So waren einige Personen, die dem Lehrstuhl angehören, z. B. Caroline WATT, gerade abwesend und fehlen demnach auch hier; Deborah DELANOY ist mittlerweile zum Professor für Psychologie am University College Northampton berufen worden und hat daher die KPU (= KOESTLER Parapsychology Unit) verlassen; damalige Studenten haben inzwischen promoviert, etc.
Die damals geplante Wiederbelebung des von der Parapsychology Foundation  herausgegebenen International Journal of Parapsychology  (Hrsg.:
ALVARADO und ZINGRONE) ist mittlerweile ins Realisierungsstadium getreten.

Es wurde darauf besonders hingewiesen, daß die Parapsychologie am KOESTLER-Lehrstuhl zwar einerseits unverkürzt in einen größeren Zusammenhang (wohl "Anomalistik", obwohl dieser Terminus nicht gefallen ist) gestellt und nicht bloß als ein Teilbereich der Psychologie gesehen wird, daß aber andererseits die Absolventen voll ausgebildete Psychologen sind, sodaß sie dann, wenn sie an andere Universitäten berufen werden, was schon in mehreren Fällen geschah (ich darf hier ergänzend zu dem oben über Deborah DELANOY Gesagten auf Richard WISEMAN [Perrot-Warwick Research Unit, University of Hertfordshire, Hatfield] und Chris ROE [Nene University College, Northampton] hinweisen), dort im Rahmen der Psychologie weiterhin Parapsychologie (mit-)betreiben und lehren, womit ein bedeutender Schritt in Hinblick auf die Entwicklung der Parapsychologie zu einer "Normalwissenschaft", d. h., Abbau historisch bedingter Sonderstellungen, getan wird.
Nach einer Kurzdarstellung der psi -Hypothese betonte der Referent, daß man bei der KPU besonderen Wert auf die Formulierung von Alternativhypothesen und deren
praktischer Überprüfung legt. So liegt ein Schwerpunkt der Arbeit im Bereich der Aufklärung möglicher Tricks von Versuchspersonen bei Makro-PK-Experimenten bzw. von betrügerischen Medien. (Ergänzend weise ich darauf hin, daß von LAMONT & WISEMAN soeben das Buch  MAGIC  in THEORY  erschienen ist.)      

Weitere Schwerpunktthemen der Forschungsarbeit der KPU sind u. a. DMILS (Direct Mental Interaction with Living Systems) und Experimente bzgl. der Feststellbarkeit elektromagnetischer Felder durch die Versuchspersonen (siehe Abb.) bzw. die allfällige Korrelation dieser spezifischen Sensitivität mit ESP; als experimentelle Methode steht das Ganzfeld-Experiment im Vordergrund (siehe Abb. mit FLECK als "Probanden"; in der Experimentalsituation käme noch Rotlichtbeleuchtung dazu). 

                   
In meinen einleitenden Worten 
habe ich kurz die Vorgeschichte der Gründung des KOESTLER-Lehrstuhls skizziert, die in die Wiener Geistesgeschichte der Jahre nach dem ersten Weltkrieg zurückreicht:
Paul K
AMMERER, Biologe am "Vivarium" im Wiener Prater, ein unkonventioneller und "aufmüpfiger" Denker, beschäftige sich außer seiner Arbeit als Vererbungswissenschaftler auch mit Grenzbereichen, z. B. mit merkwürdigen Zufällen bzw. mit auffallenden Häufungen von scheinbar zufälligen Ereignissen und hat dabei hinterfragt, ob es da irgendein "Gesetz im Zufall" gäbe; darüber verfaßte er das Buch "Das Gesetz der Serie ". (Derartige Häufungen ähnlicher Ereignisse werden heute als die Natur von Zufallsfolgen, als die eigentliche Essenz des Zufalls interpretiert, insofern, als eine zufällige  Folge definitionsgemäß keine regelmäßige  Folge darstellt und daher solche cluster  notwendigerweise auftreten müssen.) Keine Frage, daß all dies von Relevanz für die Parapsychologie ist:  einerseits ist Wesen, Herstellung und Überprüfung von Zufallsfolgen für die gesamte Forschung nach dem forced choice-Prinzip seit RHINE ein Grundanliegen, anderseits hat die Frage scheinbar sinnvoller Zufälle  durch die Beschäftigung von Denkern wie JUNG und PAULI (––> Synchronizitätstheorie) neue Bedeutung erlangt.
Nach dem Auffliegen eines Falles von Wissenschaftskriminalität – wobei es bis heute nicht eindeutig entschieden ist, ob
KAMMERER dabei Täter oder Opfer war – sah sich dieser 1926 trotz einer Berufung (nach Moskau) vor einer ausweglosen Situation, in der er seinem Leben mit einem Pistolenschuß ein Ende setzte.

Arthur K
OESTLER, Altösterreicher aus Ungarn, in der Zwischenkriegszeit wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner kommunistischen Überzeugung emigriert, war sein Leben lang an Fragen der Parapsychologie interessiert; insbesondere hat er den geschilderten Themenkreis gleich zwei Mal aufgenommen, nämlich in seiner KAMMERER-Biographie "Der Krötenküsser " sowie in dem Band "Die Wurzeln des Zufalls ", in dem er u. a. die These vertritt, daß die "exakten Wissenschaften" immer okkulter und der Okkultismus (die Parapsychologie) immer exakter würden; weiters klingen Aspekte des Leib-Seele-Problems in dem Band "Das Gespenst in der Maschine" an.
Mit
KAMMERERs unbestrittenen Züchtungserfolgen – lange Generationenreihen, die von anderen Biologen gar nicht erzielt werden konnten, die aber erst die Voraussetzung  für seine später umstrittenen Experimente waren – ist übrigens ein weiteres, für die Parapsychologie relevantes Thema angeschlagen, nämlich die wissenschaftstheoretische Problematik des Einmaligen, Unwiederholbaren, bzw. des nur eingeschränkt Reproduzierbaren. Ich habe szt. nach Erscheinen des Krötenküssers über diese Frage publiziert und auch kurz mit KOESTLER darüber korrespondiert. Auch Wilhelm REVERS
(), vormals Psychologie-Ordinarius in Salzburg, hat sich mit der Problematik singulärer Erfahrungen auseinandersetzt (Skriptum mit dem originellen Titel "N = 1"). 
Man wird aufgrund von KOESTLERs Beschäftigung mit KAMMERER nicht fehlgehen, wenn man daraus schließt, daß die Wurzeln von KOESTLERs Interesse an der Parapsychologie hier in Wien zu finden sind – und damit auch die eigentlichen Wurzeln des KOESTLER CHAIRs. Wie KAMMERER ist auch KOESTLER freiwillig aus dem Leben geschieden, freilich in deutlich höherem Alter und anderen Umständen, nämlich – gemeinsam mit seiner Frau Cynthia – aufgrund eines unheilbaren Krebsleidens (1983). Sein hinterlassenes Vermögen hat KOESTLER testamentarisch dazu bestimmt, damit einen Lehrstuhl für Parapsychologie zu stiften. Einer von KOESTLERs vier Testamentsvollstreckern war John BELOFF – der gegenwärtige Doyen der europäischen Parapsychologen, aus Anlaß dessen 80. Geburtstages in Kürze eine internationale Konferenz stattfinden wird – , der diesen KOESTLER Chair schließlich vor nunmehr 15 Jahren an seiner eigenen Universität, in Edinburgh, hat einrichten können. Zum ersten KOESTLER Professor ist damals der Amerikaner Robert MORRIS berufen worden, der nach wie vor in diese Funktion innehat
             
           
                 
In der sehr lebhaften
Diskussion  ist u. a. im Zuge der Erörterung alternativer Erklärungsmodelle für manche scheinbaren psi -Phänomene die illusionäre Verkennung besprochen worden, weiters im Zuge der Korrelationen zu psi  psychische Parameter wie Abwehr, die mit dem DMT quantifiziert werden kann.   
Ferner sind
im Rahmen der übergreifenden Fragestellung nach der internationalen Organisation der Parapsychologie die Fragen nach der Beziehung des KOESTLER-Lehrstuhls
zur SPR einerseits und zum IGPP andererseits gestellt worden. 
Dazu habe ich zunächst auf das schon mehrfach bei anderen Vorträgen gebrachte Bild hingewiesen, das
John BELOFF vor einigen Jahren eingeführt hat, indem er zwei Lager innerhalb der Parapsychologie unterscheidet, die "Minimalisten" und die "Maximalisten". Zu den Minimalisten würden Begriffe wie "bottom up approach", Laboratoriumsexperiment und Professionaliserung gehören, während bei den Maximalisten entsprechend "top down approach", Feldforschung und vielfach Amateurhaftigkeit stehen würde (John BELOFF stellt sich selbst übrigens ganz eindeutig ins Lager der Maximalisten). Von dieser Dichotomie ausgehend, könnte man die KPU dem Lager der Minimalisten zuordnen, während die SPR zweifelsfrei zu den Maximalisten gehören würde – somit gleichzeitig (unter Wahrung guter Beziehungen zueinander) eine Art von Arbeitsteilung innerhalb des gemeinsamen Forschungsgebiets Parapsychologie.
Zwischen KPU und IGPP besteht eine enge Kooperation, auch mit Personalaustausch; während zweier Jahre waren Bob M
ORRIS ein Drittel und Deborah DELANOY sogar zwei Drittel ihrer Zeit in Freiburg. Derzeit arbeitet Fiona STEINKAMP von der KPU am IGPP. Es handelt sich also um eine ausgezeichnete und fruchtbringende Kooperation zwischen diesen beiden europäischen Zentren der Parapsychologie.

                                                          


          
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