Kurzbericht  über   den  Vortrag 
von  
Mary Rose Barrington

"Alles bloss in der Vorstellung ?
Wenn ja – in wessen  Vorstellung ?"

Die   Normalität  des  Paranormalen
und  die  Para-Normalität des  Normalen
:
15 Anhaltspunkte 
zur   Theoriebildung  in  der  Parapsychologie
      



Biographisches :

Mary Rose Barrington, von ihrem Studium her eigentlich Geisteswissenschaftlerin, aber ihrem (früheren) Brotberuf nach Juristin (und daher auch an Fragen wie "was  versteht man unter dem Begriff 'Beweis', und was konstituiert einen solchen?", die gleichermaßen juridische wie wissenschaftstheoretische Probleme darstellen, besonders interessiert), ist eine von mehreren Vizepräsidenten der SPR. Im Rahmen der SPR-Publikation "Paranormal Review" betreut sie die Rubrik "From the Archives"; sie interessiert sich (worin wir miteinander übereinstimmen) besonders für das, was John Beloff  nunmehr die "starken" Phänomene (strong phenomena) nennt, woraus sich eine gewisse Orientierung nach der historischen Dimension hin zwanglos ergibt. In diesem Zusammenhang sind vor allem ihre Interessen an der Medialität von Franek Kluski (insbesondere an den Gipsausgüssen der Paraffinhohlformen seiner Materialisationen von Gliedmaßen, von denen die meisten im IMI, Paris, aufbewahrt werden) und der von Eusapia Paladino (1) zu nennen; bei den Kluski-Abgüssen fragt sie sich, wie weit diese als PPO (Permanent Paranormal Object) im Sinne John Beloff 's anzusprechen seien; hinsichtlich der Eusapianischen Phänomene hat sie eine längere literarische Diskussion mit Richard Wiseman (im JSPR) geführt.      


Zum Inhaltlichen :

Der Vortrag gliedert sich in zwei Teile, im ersten Teil werden 13 (statt, wie angekündigt, 15) verschiedene Aspekte der Parapsychologie anhand von Fallstudien exemplarisch herausgegriffen. Das gibt gleichzeitig einen guten Überblick über die Spannweite paranormaler Phänomenik - im Gegensatz zur experimentellen Parapsychologie in der Nachfolge des Rhine 'schen Paradigmas, die häufig defizient erscheint. Dabei kann ich mich mit 11 von Miss Barrington's 13 Punkten voll identifizieren, mit einem zwölften (2) zumindest teilweise - wie schön, daß es da noch Raum für unterschiedliche Auffassungen und Diskussion gibt.             

Der zweite Teil des Vortrags versucht dann, die aus den 13 Punkten gezogenen Schlüsse zu einer konsistenten Theorie zu amalgamieren - zum größten Teil gehen diese Bemühungen aber über eine einzelwissenschaftliche Theorie durchaus hinaus und weisen ins Philosophisch-Weltanschauliche.                

Diese Vorgangsweise ist ein schönes Beispiel für das, was ich als die verschiedenen Ebenen der Parapsychologie bezeichne:   nämlich zunächst (noch innerhalb der Parapsychologie selbst) die Phänomenebene und die Interpretationsebene, und in weitere Folge eine (Meta-)Ebene, die sich mit der philosophischen Reflexion der Parapsychologie beschäftigt und weltanschauliche Ausblicke diskutiert.           

Insbesondere fällt auf, daß die Referentin hier Gesichtspunkte des Konstruktivismus auf eine höchst originelle Art in die parapsychologische Theoriebildung einbringt - ohne dabei jedoch vielleicht so weit zu gehen wie etwa Glasersfeld oder Heinz von Foerster. Das ist Neuland; bisher ist die Anwendung konstruktivistischer Gedankengänge in der Diskussion Parapsychologie und Philosophie noch nicht bekannt. Aber dies ist bloß der eine Aspekt ihres Theoriegebäudes, sie geht sodann in einer geistvollen Anwendung der Lehren, die sie aus Fällen multipler Persönlichkeit zieht, noch in eine ganz andere Richtung . . .              


         

Vollständiger Text des Vortrags :

da ich Miss Barrington bei der Übersetzung ins Deutsche geholfen habe, nämlich, die von ihr selbst angefertigte Übersetzung auf Fehler durchzusehen und diese zu verbessern, ohne jedoch in den Stil und Charakter des Ganzen einzugreifen, hat sie mir freundlicherweise gestattet, ihren Text auf diesen Seiten zu veröffentlichen.   


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1) Ich kann in diesem Zusammenhang eine nette Anekdote nicht unterdrücken, wie vor Jahren Emilio Servadio auf die Nennung des Namens Paladino (der ja im angloamerikanischen Raum gerne Palladino geschrieben wird) reagiert hat. Beim II. Internationalen Kongreß für Psychotronik in Monte Carlo trug er ein Namensschild mit der lapidaren Aufschrift "Servadio - Italy" . Als ich daraufhin eine Bemerkung machte, "Italy, the country where Eusapia Paladino comes from", antwortete er darauf wie aus der Pistole geschossen: "Yes - Paladino with only one 'L' !".

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2) Bzgl. der von Crawford im Goligher-Kreis beobachteten Phänomene habe ich gewisse Zweifel; während die Beschreibungen konsistent klingen, schauen die Photos höchst suspekt aus. Und bei der Beurteilung der Gauquelins trennen sich unsere Wege völlig, da folge ich lieber Suitbert Ertel . . .           

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